Mensch 2.0 – Homo perfectus?

Von Retortenbabys, Mischwesen und Cyborgs Vortrag von Prof. Cullen.

Der perfekte Mensch – ein Traum, der fast so alt ist wie die Menschheit. Löwenkräfte haben, wie ein Vogel fliegen können: Das hat Menschen schon immer fasziniert.

Technik statt Tier? Während damals jedoch tierische Kräfte und Fähigkeiten ersehnt wurden, fasziniert heute die Technik: Künstliche Intelligenz, Roboter mit menschlichen Eigenschaften, Maschinenmenschen, Cyborgs sind die Visionen heutiger Wissenschaftler und Philosophen, die sich als Transhumanisten bezeichnen. Was aber sind genau die Vorstellungen dieser Menschen, derjenigen also, die von einem optimierten Humanwesen, dem Homo Perfectus, träumen? Wollen wir diesen Mensch 2.0? Wer informiert ist, kann mitreden – bilden Sie sich ihre Meinung! Erfahren Sie mehr zu den Zielen und Werkzeugen der Transhumanisten, zum wissenschaftlichen Forschungsstand und Menschenbild, das all dem zugrunde liegt.

Definition

Als Chimäre wird ein Organismus bezeichnet, der Gewebe verschiedener genetischer Herkunft und damit unterschiedlicher Zusammensetzung enthält. Auf zellulärer Ebene sind hier die Erbinformationen jedoch nicht vermischt. Beispiele: Eine Mensch-Mensch-Chimäre entsteht bei der Organtransplantation, auch bei einer Bluttransfusion; eine Mensch-Tier-Chimäre beim Herzklappenersatz durch Gewebe tierischer Herkunft („Schweineklappen“).

Hier ergeben sich für die Forschung im Bereich Alzheimer und Morbus Parkinson Zweifel: Dürfen solche Untersuchungen an Primatenhirnen weiter geführt werden; müssen sie einer strengen staatlichen Kontrolle unterworfen werden?

Transgene Tiere sind Lebewesen, deren Erbgut durch einen technischen Eingriff verändert wird: In den Zellkern wird artfremdes oder künstliches Erbgut eingeschleust oder es werden einzelne Gene gezielt ausgetauscht (Beispiel: Knock-out-Mäuse).

Hybriden sind dadurch charakterisiert, dass in jeder Körperzelle fremdes und ursprünglich-eigenes Erbgut vermischt ist. In der Natur oder in der Zucht entsteht ein Hybrid bei Verschmelzung der Keimzellen von zwei verschiedenen Arten (Produkt-Beispiele sind Maultier, Maulesel). Nach dem ESchG ist nach § 7 die Vermischung von menschlichen mit tierischen Keimzellen verboten.

Cybride (= Zytoplasmatische Hybriden) entstehen durch Entkernung einer Eizelle und Einfügen des Zellkerns eines anderen Lebewesens in diese. Keimzelle und Zellkern stammen also von unterschiedlichen Lebewesen derselben oder einer verschiedenen Art. Die mitochondrale DNS der Zellflüssigkeit stammt dabei von der entkernten ‚„Spenderzelle“. Ist eine solche Mischung beim Menschen ethisch vertretbar und zulässig? Bei dieser Frage gibt es im Ethikrat bislang keinen Konsens.

So wollte man bisher für die Stammzellherstellung auf menschliche „Eispenden“ verzichten und diese durch Kuheier ersetzen. Noch hatten diese Experimente keinen Erfolg.

Der Sprecher der Arbeitsgruppe Mensch-Tier-Zwischenwesen beim Deutschen Ethikrat, Wolf-Michael Catenhusen, äußert sich so: „Die Forschung an Mensch-Tier-Mischwesen hat eine Perspektive, die grundlegende Fragen des menschlichen Selbstverständnisses berühren… Lassen wir jetzt einfach die Forschung weitermachen oder versuchen wir doch schon frühzeitig zu zeigen, dass es bestimmte Grenzen gibt, bei der die Gesellschaft auch Erwartungen hat, dass die von der Wissenschaft auch notfalls durch Verbote nicht überschritten werden.“

 

Transhumanisten streben nach dem Menschen, der seine weitere Entwicklung selbst in die Hand nimmt und so den Post-Menschen erschafft – den Menschen 2.0. In kleinen Schritten bewegen sie sich zu auf das Ziel des perfekten Menschen, der unsterblich ist. Kurzfristige Ziele sind die Verlängerung der Lebenserwartung, die Erhöhung der Intelligenz und die Überwindung der physischen und psychischen Grenzen des Menschen.
Mittelfristig wird angestrebt, eine Verschmelzung von Mensch und Maschine zunächst auf der physikalischen Ebene zu schaffen, um dann in einem nächsten großen Schritt die Verschmelzung des menschlichen Bewusstseins (engl. „consciousness“) mit der Maschine herzustellen. Nach Erreichung der „Singularität“ („Extropianer“) erfolgt dann die Verschmelzung aller Bewusstseine zu einem „Hive-Mind“, ein einzelnes Bewusstsein gibt es nicht mehr – und damit auch kein individuelles Sterben. Der Mensch ist unsterblich geworden.

Ein Cyborg (von engl. „cybernetic organism“) ist ein Lebewesen, das technisch ergänzt oder erweitert ist. Ein solcher Cyborg ist ein verbesserter, optimierter Mensch mithilfe wissenschaftlicher und technischer Mittel. Er ist also eine Ausprägungsform des Human Enhancement, das zur Vermehrung menschlicher Möglichkeiten und zur Steigerung der menschlichen Leistungsfähigkeit dient. Transhumanisten sind Befürworter von Cyborgtechnologien, da sie die selbstbestimmte Weiterentwicklung des Menschen vorantreiben wollen. Mensch-Maschine Mischwesen wie Cyborgs gehören zum Zukunftsbild der Transhumanisten dazu. Es wird unterschieden zwischen körperlichen und geistigen Erweiterungen: Hightechprothesen und Exoskelette einerseits, künstliche Intelligenz, Integration von Computerchips ins Gehirn, Teile des Gedächtnisspeichers als externe Festplatte andererseits sind Gedankenspiele, bei denen auch klar wird, dass die Grenze zwischen körperlicher und geistiger Erweiterung menschlicher Fähigkeiten nicht immer klar trennbar ist.

Prof. Dr. med. Paul Cullen

1. Vorsitzender Ärzte für das Leben e.V.

Prof. Dr. med. Paul Cullen wurde 1960 in Dublin geboren und studierte Humanmedizin am University College Dublin. Es folgten Stationen in Dublin, Hannover, Münster und London, wo er am King’s College ein Studium der Biochemie absolvierte. Cullen ist Internist, Labormediziner und Molekularbiologe.

Derzeit leitet er hauptberuflich ein großes medizinisches Labor in Münster in Westfalen und ist außerplanmäßiger Professor für Laboratoriumsmedizin an der Westfälischen Wilhelms-Universität. Außerdem ist Cullen ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins „Ärzte für das Leben“, der sich für den Schutz des menschlichen Lebens von der Befruchtung bis zum natürlichen Tod einsetzt.

Er unterhält eine rege Vortragstätigkeit zu medizinischen Fragen sowie zu Themen des Lebensrechts, hat über 250 wissenschaftliche Artikel und mehrere Bücher geschrieben und publiziert regelmäßig zu Fragen der biomedizinischen Ethik. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Münster.

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Auf ein Wort – Ihre Meinung

Wer meint, dass alle Forscher schon wissen, was sie tun und sich an einen allgemein verbindlichen Ehrenkodex halten, irrt leider. Schon letztes Jahr stellten Wissenschaftler den ersten Mensch-Schwein Embryo her – in den USA. Wer Heilung von Krankheit verspricht, darf offenbar alles.

„Die Menschheit wird bald auf „Leihmütter“ verzichten (können). Babys werden von der „Leihsau“/Hausschwein austragen, per Kaiserschnitt/Schlachtung wird entbunden und im Hofladen findet gegen Geld die Übergabe des so produzierten Menschenkindes statt. Brave new world. Davor graut mir als Krankenschwester und Pflegepädagogin.“

„Die Vorstellung, es könnte in absehbarer Zeit Mischwesen geben, macht mir Angst für die Zukunft meiner Enkel.“

Das Unvorstellbare ist Tatsache? Ich kann es immer noch nicht glauben, zu was „Menschen“ alles fähig sind.

Einerseits werden ungeborene Kinder getötet, andererseits müssen in absehbarer Zukunft Kinder zur Welt kommen, denen man eigene Gene gestohlen oder fremde zwangseingesetzt hat. Beides wiederspricht dem Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit.

Einerseits werden ungeborene Kinder getötet, andererseits müssen in absehbarer Zukunft Kinder zur Welt kommen, denen man eigene Gene gestohlen oder fremde zwangseingesetzt hat. Beides wiederspricht dem Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit.

Ich bin davon überzeugt, dass der Mensch hier definitv zu weit geht. Wir versuchen in Gottes Schöpfung einzugreifen, wollen es selbst in die Hand zu nehmen, anstatt unserem Schöpfer zu vertrauen. Jedes Leben ist einzigartig, kostbar und unantastbar und beginnt mit der Zeugung. Da können wir Menschen versuchen was wir wollen, wir werden daran nichts ändern, ausser uns selbst anstatt in Freiheit in Gefangenschaft zu bringen. Ich sage ganz klar NEIN zu jeglichen Versuchen dieses Art.

Herstellung von Mensch-Schwein Mischwesen beunruhigt zutiefst

Laut Berichten britischer Medien haben Forscher um Prof. Pablo Ross an der Universität von Kalifornien in Berkeley zum ersten Mal Mensch-Schwein-Mischwesen hergestellt. Ziel ist es, menschliches Gewebe im Schwein für die Transplantationsmedizin heranzuzüchten. Prof. Paul Cullen vom Verein „Ärzte für das Leben“ bezeichnet diese Versuche als zutiefst beunruhigend. „Diese Forschung“, stellt Cullen fest, „stellt das Wesen des Menschen und somit den Urgrund der Menschenwürde grundsätzlich in Frage.“ Er fordert ein umfassendes Verbot solcher Versuche „bis ihre Implikationen geklärt und auf der Ebene der gesamten Gesellschaft zur Diskussion gestellt worden sind.“

Ross und Kollegen haben induzierte menschliche Stammzellen in Schweineembryonen gebracht, bei denen vorher die Gene für die Entwicklung der Bauchspeicheldrüse mittels der CRISPR/cas9-Technik ausgeschaltet worden waren. Hierdurch sind sogenannte Mensch-Schwein-Chimären entstanden. Die Entwicklung der Mischembryonen wurde am 28. Lebenstag abgebrochen, um das Gewebe zu analysieren. Mittelfristig möchte man auf diesem Weg im Schwein eine transplantierbare menschliche Bauchspeicheldrüse etwa zur Behandlung von Typ 1 Diabetes mellitus entstehen lassen. Gerade dieses Organ ist schwierig zu entnehmen, weshalb die Chimärenforscher sich zunächst hierauf konzentrieren.

Letztes Jahr hat die US amerikanische Gesundheitsbehörde National Institutes of Health entschieden, Chimärenforschung nicht zu unterstützen, so lange die Implikationen unklar sind und zitierte insbesondere das Risiko, menschliche Stammzellen könnten sich auch an der Entwicklung des zentralen Nervensystems des Mischwesens beteiligen.

Bereits Oktober 2011 fragte der Deutsche Ethikrat, „ob schon die Konstruktion eines menschlichen Mischwesens … [nicht] eine vollständige Instrumentalisierung“ des Menschen bedeute. Laut Bundesverfassungsgericht ist die Menschenwürde “nicht nur die individuelle Würde der jeweiligen Person, sondern die Würde des Menschen als Gattungswesen“.

Während Tierschützer diese Forschung wegen ihres Leidpotentials für das Schwein kritisieren1, sind die „Ärzte für das Leben“ vielmehr über ihre Implikationen für den Menschen in Sorge. Hierzu zitierte Prof. Paul Cullen, Vorsitzender des Vereins, den Philosophen Robert Spaemann, der die Herstellung von Mensch-Tier-Mischwesen als „Verbrechen“ und als „absolute Horrorvision… die schlimmste vielleicht, die je ausgedacht wurde“ bezeichnet hat. „Dem ist nichts hinzuzufügen“, sagte Cullen.

1) So etwa Peter Stevenson, von Compassion in World Farming, der auf BBC Radio 4 sagte: “I’m nervous about opening up a new source of animal suffering. Let’s first get many more people to donate organs.”

Quelle: Ärzte für das Leben e.V., 06.06.16

ETHIKRATSVORSITZENDER FORDERT DEBATTE ÜBER CRISPR/CAS9

Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, hat erneut davor gewarnt, die Weiterentwicklung der Gentechnik allein der Wissenschaft zu überlassen. In der Debatte um Eingriffe ins menschliche Erbgut dürften Forscher nicht alleine Fakten setzen, erklärte der evangelische Theologe und Bioethiker im Kölner „Domradio“. Notwendig sei vielmehr eine intensive gesellschaftliche Debatte. Die jüngsten Experimente zur Veränderung des menschlichen Erbgutes und zu Eingriffen in die menschliche Keimbahn in China und den USA seien „überaus besorgniserregend“. Zwar würden die Forschungsprojekte mit therapeutischen Zwecken begründet. Man müsse aber wohl davon ausgehen, „dass es wohl nicht mehr lange hin sein wird, bis tatsächlich das erste genetisch manipulierte Baby geboren wird“.

Anders als der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki lehne er Eingriffe ins Genmaterial sowie die Forschung mit menschlichen Embryonen jedoch nicht grundsätzlich ab, sagt Dabrock. In seiner Silvesterpredigt hatte Woelki auch die CRISPR/Cas9-Technologie und eine auf die Veränderung des menschlichen Erbguts zielende Gentechnik verurteilt. Es dürfe kein „Leben nach dem Baukastenprinzip“ geben. Menschen mit Krankheiten und Behinderungen gehörten „zum und ins Leben“ und verdienten ihre Chance auf dieses eine Leben. „Und das darf nicht das Produkt eines Designers sein, sondern eine unglaublich kostbare und unberechenbare Schöpfung Gottes“, so Woelki.

Mit der CRISPR/Cas9-Technologie können Wissenschaftler das Erbgut von Pflanzen, Tieren und Menschen gezielt verändern. Durch die mit einer „Hochpräzisions-Schere“ verglichene Technik können einzelne Gene sowie kleinste DNA-Bausteine in das Erbgut eingefügt, verändert oder ausgeschaltet werden.

Quelle: www.alfa-ev.de/alfa-newsletter/alfa-newsletter-vom-1312018/?online=1

Kritik an der Herstellung von Schwein-Schwangerschaften mit Mensch-Schwein-Mischwesen

„Die gestrige Veröffentlichung in „Cell“ durch die Gruppe um den spanischen Wissenschaftler Juan Carlos Izpisua Belmonte am Salk Institut in Kalifornien, USA über die erstmalige Implantierung von Mensch-Schwein-Mischwesen in die Gebärmütter von Säuen ist ein weiterer Schritt in Richtung der vollständigen Instrumentalisierung des Menschen“, warnte heute Prof. Paul Cullen vom Verein „Ärzte für das Leben“. „Solche Versuche sind ein klarer Verstoß gegen die Menschenwürde“, sagte Cullen, „die nicht nur die individuelle Würde der jeweiligen Person sondern, wie das Bundesverfassungsgericht festgestellt hat, auch ‘die Würde des Menschen als Gattungswesen’ bedeutet.“

Im Juni 2016 wurden zum ersten Mal unter Hinzuziehung der CRISPR/cas9-Technik Mensch-Schwein-Mischembryonen durch die Forschergruppe um Prof. Pablo Ross an der Universität von Kalifornien in Berkeley hergestellt. Die Gruppe um Belmonte ist jetzt einen Schritt weiter gegangen und hat solche Mischembryonen in die Gebärmutter von Säuen eingebracht und somit Schwangerschaften mit Mensch-Schwein-Mischwesen induziert. Diese Schwangerschaften wurden durch die „Ernte“ (sic!) der Embryonen drei bis vier Wochen nach der Implantation beendet. Inwieweit versucht wurde, längere Schwangerschaften zu etablieren, wurde nicht berichtet.

Im Jahr 2015 hat die US amerikanische Gesundheitsbehörde National Institutes of Health entschieden, Chimärenforschung nicht zu unterstützen, so lange die Implikationen unklar sind und zitierte insbesondere das Risiko, menschliche Stammzellen könnten sich auch an der Entwicklung des zentralen Nervensystems des Mischwesens beteiligen. Die Forschung von Belmonte wurde jedoch maßgeblich von Forschungsfonds der spanischen Region Murcia sowie des spanischen Wirtschaftsministeriums unterstützt.

Belmonte und Kollegen sehen den Nutzen ihrer Forschung in einem besseren Verständnis der Embryogenese beim Menschen, in der Entwicklung von „humanisierten Tier-Testplattformen“ für Medikamente, in der Aufklärung von Erkrankungen des Menschen sowie insbesondere in der „Herstellung von transplantierbaren Humangeweben und Organen im tierischen Wirt“.

„Wie wir bereits vor einem halben Jahr gesagt haben, ist die Herstellung von Mensch-Tier Mischwesen eine „absolute Horrorvision“ (Robert Spaemann)“, sagte Cullen. „Das vorgestellte Nutzungspotential dieser Forschung ist vollkommen unbewiesen und hat primär die Funktion, die verheerenden Implikationen dieser Versuche für die Menschheit zu verschleiern. Die einzige adäquate Reaktion auf diese Forschung ist ihr Verbot durch ein weltweites Moratorium.“

Quelle: Ärzte für das Leben e.V., 27.01.17